Was mich leitet:

Im Studium und auch später in der Schule lehrte man uns "Lehrämtler" die Achtung vor der Individualität jedes Menschen. Ich finde, dass auch Pferde dieses Recht besitzen: Ein Recht auf liebevolle Anerkennung, auf individuelle Ausbildung, auf Rücksichtnahme und auf Geduld. Pferde haben ein eigenes Lebensrecht und sind nicht dafür da, unsere Wünsche zu erfüllen. Sie leben im Hier und Jetzt, brauchen keine "Entwicklungspläne" und kümmern sich nur selten um unseren sportlichen Ehrgeiz. Es ist keine Kunst, Pferde zum Gehorsam zu bringen (Schlaufzügel und Rollkur beweisen das leider allzu oft), sondern die Kunst beginnt damit, wie man diesen Gehorsam erreicht. Das kann meiner Ansicht nach nur in echter Partnerschaft und beidseitiger Wertschätzung geschehen, bei der Reiten als Selbstzweck und nicht (nur) als Leistungssport gesehen wird. Ziel der klassisch-barocken Reitweise ist die "Arbeit auf den Gedanken", und wirklich gute Reiter scheinen nicht nur so, als würden sie ihr Pferd einzig über Gedanken reiten und arbeiten, sie tun es tatsächlich: Durch klare innere Bilder, eine große Portion Pferdeliebe und viel Einfühlungsvermögen. Das ist die wahrhaft große Aufgabe, die uns Reiter ein Leben lang begleitet und nicht nur auf unsere Reiterei, sondern auch in unser Leben strahlt.

Warum "klassisch unterwegs"?

Dass ich Pferde klassisch ausbilden möchte, habe ich oben bereits erklärt: Die Grundlagen der klassischen Ausbildung eines Reitpferdes sind auch die Grundlagen meiner täglichen Arbeit. Warum nun aber mein Leitsatz "klassisch unterwegs"? Zuersteinmal hat Reiten für mich (leider) immer automatisch etwas mit "unterwegs sein" zu tun, denn ich habe nicht das Glück, meine Pferde am Haus halten zu können. Ich muss mich daher, jeden Tag wieder, "auf den Weg" zu meinen Pferden machen. Diesen Weg genieße ich aber immer sehr, denn es ist für mich gleichzeitig der Weg hinaus aus dem Alltag in die Welt der Pferde. Nicht nur zu meinen Pferden, auch zu den Pferden meiner Reitschüler bin ich "unterwegs", ich kommen direkt auf den Hof, um zu Hause vor Ort zu unterstützen und zu helfen. Aber das "unterwegs" sein hat auch noch einen weiteren Gedanken: Ich selber bin unterwegs auf (m)einem reiterlichen Weg, möchte immer weiter lernen, mich fortbilden,  mit meinen Pferden gemeinsam wachsen und auch andere auf diesem Weg begleiten. Denn angekommen ist man  ja bekanntlich als Reiter glücklicherweise nie...